Eine Revue in Liedern, Chansons, Texten, Szenen
Mit Eva Mattes, Mario Adorf, Barbara Auer, Marie Biermann, Peter Franke, Uwe Friedrichsen, Andreas Frye, Eva-Maria Hagen, Corinna Harfouch, Donata Höffer, Hannelore Hoger, Maren Kroymann, Johanna Mohr, Cornelia Schirmer, Barbara Sukowa, Angelika Thomas, Angela Winkler u.a.
Buch, szenische Einrichtung, künstlerische Leitung:
Irmgard Schleier und Peter Homann
3. Juli 1999
Kampnagelfabrik, Halle K 6
Fernsehaufzeichnung N3
Vorwort:
Hoppla wir leben! Hundert deutsche Jahre
Eine Revue in Liedern, Chansons, Texten, Szenen
Mit einer Drei-Stunden-Revue hundert deutsche Jahre durch Lieder, Chansons und Texte zu beleuchten oder zu besingen – und dann noch dieses 20. Jahrhundert! – eigentlich unmöglich. Mit Siebenmeilenstiefeln durch die Historie mit ihren düsteren Seiten – bei der deutschen Vergeßlichkeit!
Geschichte vom Blatt singen – lieber nicht! Schließlich schreibt Kurt Tucholsky schon 1920 warnend: „Wir sind kein liedersingendes Volk, und aus dem schauerlichen Gemisch von gestorbenen Wandervogelliedern und künstlich gemachten Schlagern ragt nichts hervor, was dieses Volkes
Seele erfüllte. Wenn dem Deutschen so recht wohl ums Herz ist, dann singt er nicht. Dann spielt er Skat.“
So recht wohl ums Herz kann niemandem bei diesem deutschen Jahrhundert werden. Wir singen trotzdem Songs und Chansons aus unserem Land, bekannte und unbekannte, freche, ironische und wehmütige musikalische Kommentare zu den Ereignissen und zum Alltag des Jahrhunderts, lassen auch das Banale im Schlager zu, machen literarische Ein-würfe, werfen Fragen auf oder hinterlassen sie dem nächsten Jahrtausend. Von der Militärmusik bis zum Rap auf den Straßen, von West nach Ost und zurück ist ein weiter Weg.
Doch wer in so manche Fernsehsendung sieht, erschrickt bis heute über die alten deutschen Untugenden, die durch deutsches Liedgut gespenstern wie schon zu Anfang dieses Jahrhunderts: ein heilloser Optimismus, dumpfes Pathos und erstorbenes Lebensgefühl. Aber, so Tucholsky, “Deutschland ist anders, die Welt ist anders.” Davon soll gesungen werden.
Aus dem Programmheft von 1999
