Fast so alt wie das Jahrhundert
Na Bolom – im Zeichen des Jaguar
Fotografien von Gertrude Duby Blom
Ausstellung
Buchproduktion in Zusammenarbeit mit dem STERN
mit Texten von Christian Rätsch und Peter Homann
erschienen bei rogner & bernhard / Zweitausendeins
1. bis 23. September 1990 Kampnagelfabrik K 3
Produktionsleitung, Ausstellung, Buch, Einführungstexte Peter Homann
Vorwort
Die heute 89jährige Gertrude Duby Blom ist eine große soziale und politische Entdeckungsreisende durch dieses Jahrhundert. Sie hat viele Leben gelebt und viel bewegt. Ihr Weg führte sie durch Städte, Länder, Kontinente, als Journalistin, Streiterin für die Rechte der Frauen, Rednerin gegen Hitler, Widerstandskämpferin, Abenteurerin, Ethnologin, schließlich als Verteidigerin der Rechte eines kleinen Mayavolkes und als Umweltschützerin im fernen Süden Mexikos.
Sie ist ein wenig erstaunt über die späte Ehrung als Fotodokumentaristin. “Ich bin keine Fotografin”, sagt sie. Aber in ihrem Archiv werden 40.000 Fotografien aufbewahrt, Museen in den USA und Lateinamerika haben sie gezeigt. Für sie war das Fotografieren nie ein Zweck für sich, es war Teil ihres Lebens, nie hat sie daraus eine Profession gemacht, so wenig, wie sie ihr Leben als Karriere plante. Sie tat das, was sie für notwendig hielt. Dachte sie an die Sicherung der Zukunft, war nie ihre eigene gemeint.
Ihr fotografisches Werk macht jedoch über das Dargestellte hinaus auch die Biografie einer Frau lebendig, die von den großen Erfahrungen dieses Jahrhunderts bestimmt wurde. Von Krieg, dem Auslöschen von Völkern, dem Verschwinden kultureller Werte, der Zerstörung der Natur.
So erinnern ihre Fotografien an bereits untergegangene Schätze. Sie fordern zum Umdenken auf, damit nicht noch mehr verloren geht. Um es mit den Worten Trudis zu sagen: “Es wäre traurig, wenn die ganze Menschheit zu einer gleichförmigen Masse würde. Wir müssen lernen, miteinander und mit weniger zu leben und gegen die Überindustrialisierung zu kämpfen, damit wir durch die brutale Ausbeutung der Natur unseren Planeten nicht zerstören.” Ihr fotografisches Werk wird in Deutschland zum ersten Mal umfassend beim “Festival der Frauen 1990” in Hamburg gezeigt. Es ist auch Würdigung des Lebens einer großen Frau.
Irmgard Schleier
Hamburg, im August 1990